Länge: 22,5 km
Gehzeit: 6,50 Std.
Steigung: 530 Höhenmeter Aufstieg, 530 m Abstieg
Schwierigkeit: schwer
Steile Felswände und weite Felder prägen diese Etappe. Schon kurz nach Verlassen der Weinbaugemeinde Nittel wird der Wanderer mit einem atemberaubenden Blick über das Moseltal und auf beeindruckende Muschelkalkfelsen belohnt. Dieses vor 210 Millionen Jahren vom Triasmeer geschaffene Kliff legt durch seine sichtbaren Sedimentschichten ein Stück Erdgeschichte frei.
Entlang dieser Felsen führt der Moselsteig abwechslungsreich durch das Naturschutzgebiet Nitteler Felsen. Vorbei an Orchideenwiesen, auf denen man diese seltenen Pflanzen in ihrem natürlichen Umfeld bewundern kann. Auf steilen Pfaden durch den Wald geht es schließlich entlang von alten Kreuzwegstationen hinab nach Wasserliesch und später in die Stadt Konz.
Ich treffe mich an einem sonnigen Samstagmorgen im Frühsommer mit dem Agrarwissenschaftler Dr. Karl-Heinz Frieden an der Steinskulptur «Knie mit Gelenk» am Ortsrand von Nittel, in den Weinbergen, direkt an der Moselsteig-Strecke gelegen. Wir möchten heute gemeinsam die Moselsteigetappe von Nittel nach Konz wandern. Die Skulptur an unserem Treffpunkt wurde 2001 von dem Salzburger Künstler Hartwig Mülleitner im Rahmen des Bildhauersymposiums «Steine am Fluss» vor Ort geschaffen. Mülleitner sagt zu diesem Ort: «Mich faszinierte der Wahnsinnsblick auf Mosel und Flussknie. Eine kleine Ortschaft in der Biegung des Flusses, die von den Weinbergen aus zu sehen war, schaute aus, als würde sie den Fluss biegen.»
An der Verwirklichung dieses Symposiums war Karl-Heinz stark beteiligt, als er von 1990 bis 2006 Ortsbürgermeister von Nittel war. 1957 in Trier geboren, wuchs er in Nittel auf, studierte von 1977-1981 Agrarwissenschaften an der Georg-August-Universität in Göttingen und an der Friedrich-Wilhelm Universität in Bonn und promovierte 1984 zum Agrarwissenschaftler. Seine Doktorarbeit hatte u.a. natürlich mit Weintrauben und Weinbau zu tun.
Nach herzlicher Begrüßung machen wir uns auf den Weg in die Weinberge und direkt unterhalb des Muschelkalkmassivs lassen wir unseren Blick nach oben zu den imposanten Felsen und nach unten über die in der Blüte stehenden Reben ins Moseltal schweifen. Der Duft der Rebenblüten versucht uns zu betören, aber neben einem Weinberg geht der Weg steil abwärts, hier ist ein wacher Geist angesagt. Danach steigt er moderat an und führt uns, mit beständig schöner Aussicht ins liebliche Moseltal, zum Einstieg in den Nitteler Felsenpfad. Vor diesem Einstieg bewundern wir jedoch noch eine weitere Steinskulptur aus Kalkstein, die auf den Namen «Großer Zeiger» hört und von dem Bildhauer Jürgen Waxweiler, der in Traben-Trarbach an der Mosel und in Johannesburg, Südafrika, lebt, im Jahr 2001 erstellt wurde.
Auf dem folgenden Abschnitt sind gutes Schuhwerk und Trittsicherheit gefragt, denn der Pfad führt immer nah an der Hangkante entlang, erst noch steil aufwärts, danach etwas flacher und immer wieder mit fantastischen Ausblicken auf den Ort Nittel und die schwungvolle Mosellandschaft. Karl-Heinz als Fitnessläufer und ich als Wanderprofi leisten diese Aufgabe jedoch mit Bravour.
Der Moselsteig verlässt den Nitteler Felsenpfad an einem offenen Wiesenhang. Nach kurzem, steilem Aufstieg erreichen wir die Hochebene und damit ändert sich der Landschaftseindruck gegenüber dem bisher durchwanderten Teilstück komplett. Der Blick geht weit über intensiv landwirtschaftlich genutzte Flächen hinweg; der Moselsteig führt jetzt über Feld-, Wiesen- und Waldwege durch die vom Ackerbau geprägte Landschaft. An der Hangkante erreichen wir dann einen Rastplatz oberhalb des Ortes Fellerich. Bei wunderbarer Aussicht auf Fellerich, Tawern und bis weit in den Hunsrück hinein, ist nun die Hälfte der Strecke nach Konz geschafft.
Es wird Zeit für einen Mittagsimbiss. Da es auf der Etappe keine Einkehrmöglichkeiten gibt, haben wir Proviant in unseren Rucksäcken dabei. Nach dem Genuss der mitgebrachten Speisen und Getränke gibt es viel zu erzählen, da wir uns lange nicht gesehen haben. Karl-Heinz hat seinen Arbeitsschwerpunkt nach Mainz verlegt und ich genieße meinen Ruhestand in Nittel, wenn ich nicht gerade unterwegs bin. Nach beruflichen Stationen beim Weinbauamt in Koblenz, als Leiter der Berufsschule für Landwirtschaft und Weinbau in Bernkastel-Kues, von 1994 bis 2006 als Chef des Weinbauamtes in Wittlich, für zwei Jahre als Beigeordneter und von 2008 bis 2017 Bürgermeister der Verbandsgemeinde Konz in Personalunion als Konzer Stadtbürgermeister, ist Karl-Heinz seit Anfang 2018 Geschäftsführer des Gemeinde- und Städtebundes Rheinland-Pfalz, mit Amtssitz in Mainz.
Wir plaudern von den vielen gemeinsamen Aktivitäten in seiner Zeit als Bürgermeister in Nittel und in Konz und meiner freiberuflichen Tätigkeit als Bauingenieur sowie meiner vielfältigen Kunst- und Kulturarbeit. Hervorzuheben ist hier die Etablierung der Veranstaltung «Deutsch-Luxembourger Weinhappening» in Nittel und im luxemburgischen Machtum im Jahre 2006, die nach jahrelangen intensiven Bemühungen beider Seiten erst kurz vor dem Nitteler Kirmes- und Machtumer Wäin-Schmaachen- Termin beschlossen wurde. Fast über Nacht mussten ein passender Name und ein Logo gefunden werden. Karl-Heinz war für das Logo und ich für den Namen zuständig, beides hat noch bis heute Bestand. Die Veranstaltung wurde ein Jahr später durch das deutsche Auswärtige Amt als «Vorbildliches Europa-Projekt» geehrt.
Zurück zur Wanderung: Höhengleich geht es nun oberhalb der Weinberge von Fellerich weiter auf unserer Tour und später bergab durch das «Albachtal». Es folgt der lange und steile Anstieg durch den Wald bis zur «Löschemer Kapelle» und unser Wandererherz schlägt höher: Die Kapelle steht direkt an der steilen Hangkante. Von hier aus hat man einen grandiosen Blick in Richtung Osten auf Konz, mit der Saarmündung und auf das Moseltal, bis nach Trier, sowie nach Norden, bis weit in die Eifel hinein.
Der Abstieg von der Kapelle führt uns jetzt über einen Pfad mit Kreuzwegstationen sehr steil bergab. Wir durchwandern einen beeindruckenden Buchenwald und erreichen den Ortsrand des Ortes «Wasserliesch», den wir durch ein Wohngebiet durchqueren. Über Wiesen und Waldweg gelangen wir zum Ufer der Saar, die wir über die viel befahrene Saarbrücke überwinden. Über die Granastraße erreichen wir unser heutiges Etappenziel, den «Bahnhof Konz-Mitte».
Nach dem Genuss von einem Cappuccino und einer heißen Schokolade in dem gegenüberliegenden Café steigen wir um 17.17 Uhr in den Regionalzug in Richtung Frankreich und erreichen nach 16 Minuten Fahrtzeit unseren Heimatort Nittel. Für heute Abend haben wir im Restaurant «Novum», das sich im ehemaligen Viehstall des elterlichen Weinguts von Karl- Heinz befindet, einen Tisch reserviert. Unsere Ehefrauen, Maria und Rita sowie Karl-Heinz sind alte Klassenkameraden aus der Volksschulzeit. Wir entspannen uns gemeinsam von der genussvollen und anstrengenden Moselsteig-Wanderung bei gutem Nitteler Wein mit moselländischen Spezialitäten und interessanten Gesprächen bis kurz vor Mitternacht.
Weiterführende Links:
Restaurant Novum
Moselsteig